Circular Economy: Hier steckt Potenzial für Unternehmen – von Ressourceneffizienz bis zu neuen Geschäftsmodellen
Durch Kreislaufwirtschaft können Unternehmen ESG-Anforderungen erfüllen, Produktionskosten senken sowie ihre Abhängigkeit von Rohstoffmärkten reduzieren. Doch was steckt hinter dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft und wie lässt es sich im Unternehmenskontext umsetzen?
Allein die Europäische Union fallen laut EU-Parlament jährlich mehr als 2,5 Milliarden Tonnen Abfall an. Durch Abfallvermeidung, Ökodesign, Wiederverwendung und ähnliche Maßnahmen ließen sich die daraus resultierenden Emissionen senken. Gleichzeitig würde Recycling die Abhängigkeit von Rohstoffmärkten verringern und Produktionskosten senken, was mit Blick auf politische Krisen und Inflation für Unternehmen immer relevanter wird. Circular Economy, oder zu Deutsch die Kreislaufwirtschaft, setzt genau hier an: mit wiederverwendbaren und innovativeren Produkten sowie nachhaltigeren Produktionsprozessen.
Was ist Circular Economy?
Seit jeher nutzen Menschen natürliche Ressourcen, um ihren Bedarf an Konsumgütern zu decken und wirtschaftliche Entwicklungen voranzutreiben. Spätestens seit der Industrialisierung ist diese Nutzung jedoch auf eine nicht nachhaltige Intensität angestiegen. Die Konsequenzen sind erschöpfte Ressourcen, immer mehr Abfall und zunehmende Umweltverschmutzung. Die Kreislaufwirtschaft eröffnet eine Lösung für diese Probleme. Das traditionelle, lineare Wirtschaftsmodell mit dem „take-make-waste“-Konzept wird hierbei durch die Idee eines geschlossenen Kreislaufs abgelöst, in dem Ressourcen so lange wie möglich wiederverwendet werden. Die Kreislaufwirtschaft verändert die Denkweise über den Lebenszyklus von Dienstleistungen und Produkten und zielt darauf ab, möglichst viel Energie und Ressourcen für zukünftige Generationen zu erhalten.
2015 hat sich die EU mit dem ersten Circular Economy Action Plan das Ziel gesetzt, der Kreislaufwirtschaft in Europa den Weg zu ebnen. Dieser Plan soll auch die Voraussetzung dafür schaffen, dass die angestrebte Klimaneutralität der EU bis 2050 erreicht werden kann.
Wirtschaftliche Vorteile durch Circular Economy
Über den Schutz der Umwelt hinaus wirkt sich die Kreislaufwirtschaft positiv auf zahlreiche wirtschaftliche Faktoren aus, z. B.:
- Schaffung von Arbeitsplätzen und Stärkung der lokalen Wirtschaft durch verringerte Abhängigkeit von Importen
- Kostenersparnis und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch effizientere Ressourcennutzung und Abfallvermeidung
- Erschließen neuer Märkte und Geschäftsmodelle durch das Design von neuen zirkulären Produkten
- Image-Verbesserung gegenüber Kunden, Mitarbeiter:innen und Bewerber:innen durch nachhaltiges Wirtschaften
- Verbesserung der Finanzierungsmöglichkeiten durch nachweisbar verringerte Nachhaltigkeitsrisiken
- Erfüllen der zunehmenden gesetzlichen ESG-Pflichten
Herausforderungen bei der Etablierung von Circular Economy
Warum setzen viele Unternehmen noch häufig auf Linearwirtschaft, obwohl die Kreislaufwirtschaft so viele Vorteile mit sich bringt? Ein entscheidender Grund ist die fehlende Transparenz über anfallende Abfälle und Emissionen sowie deren Recycling-Wert. Politische und regulatorische Rahmenbedingungen könnten diese Transparenz in Zukunft fördern und sogar fordern. So arbeitet die EU beispielsweise an Leitplanken und Standards wie der Ökodesign-Verordnung und dem digitalen Produktpass. Wenn Produkte verpflichtend mit diesem Pass ausgestattet werden, sind Angaben zu Inhaltsstoffen, Reparaturfähigkeit und Recyclingquote für jedes Produkt nachvollziehbar.
Darüber hinaus fehlt es auch noch an unternehmensübergreifender Zusammenarbeit sowie an Fachwissen und Ressourcen, um kreislauffähige Praktiken wirksam zu implementieren. Immer mehr Unternehmen holen hier jedoch auf, sodass die Circular Economy-Kompetenz auf lange Sicht ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit am Markt werden wird.
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Wie lässt sich Kreislaufwirtschaft im Unternehmenskontext umsetzen?
Um im eigenen Unternehmen zirkuläre Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, ist ein systematischer Ansatz erforderlich. In einem initialen Assessment sollten bestehende Praktiken bewertet, der Materialfluss überwacht und dabei Möglichkeiten für Verbesserungen entwickelt werden. Eine Methode zur Bewertung von Produkten ist das sogenannte Lifecycle Assessment, bei dem der Einfluss des Produkts auf die Umwelt über seinen gesamten Lebenszyklus – von der Entstehung bis zur Entsorgung – betrachtet wird. In einem nächsten Schritt sollten im Unternehmen passende Ziele formuliert werden, die den Weg hin zu einem zirkulären Modell beschreiben. Die konkrete Umsetzung dieser Ziele erfordert häufig die Beteiligung von mehreren Stakeholdern, das Design neuer kreislauffähiger Produkte oder servicebasierter Geschäftsmodelle und die laufende Überwachung der Stoffkreisläufe. Dabei sollte die Zirkularität der Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich überprüft werden, um Fortschritte zu dokumentieren und weiteres Optimierungspotenzial freizulegen.
Die Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft kann allerdings nicht mit einem Big Bang geschehen, sondern ist als umfassende Strategie zu verstehen, die kontinuierlich umgesetzt wird und dabei alle Aspekte der Geschäftstätigkeit berücksichtigt – einschließlich Produktion, Verwendung und Entsorgung von Ressourcen.
Daten ebnen den Weg von der Linear- zu Kreislaufwirtschaft
Unternehmen, die datengetrieben agieren, haben dafür bereits gute Voraussetzungen, da sie alle Daten entlang ihrer Wertschöpfungskette nachverfolgen können. Sie können bspw. in ESG-Dashboards jeden Punkt ihrer Produktions- und Lieferkette einsehen und so schon von Anfang an identifizieren, an welcher Stelle Abfälle entstehen, die sich wieder in den Produktionsprozess einspeisen und recyceln lassen.
Kommen KI-basierte Prognosen hinzu, lassen sich auch z. B. schwankende Absätze sehr genau vorhersagen und Bestellungen anpassen, sodass weniger ungenutzte Rohstoffe gelagert werden müssen. Das ist vor allem bei verderblichen Waren z. B. in der Lebensmittelindustrie relevant. Aber auch in anderen Produktionsfeldern lässt sich durch eine gezielte Warenplanung die Lagerhaltung optimieren, was wiederum bspw. durch Heiz-, Kühl- oder Lüftungssysteme verursachte Emissionen reduzieren kann.
3 Beispiele für zirkuläre Lösungen in Unternehmen
Daten & KI minimieren den Ausschuss
In der Produktion selbst kommt es aufgrund von Materialschwankungen immer wieder zur Herstellung von Produkten, die nicht den Qualitätsstandards entsprechen, z. B. bei der Medikamentenherstellung oder im Bereich Automotive. Im besten Fall lassen sich darin enthaltene Rohstoffe recyceln; meist muss die Ausschussware jedoch aussortiert und entsorgt werden. Im Sinne einer nachhaltigen Produktion lässt sich hier mithilfe von Produktionsdaten und Künstlicher Intelligenz bereits früher ansetzen: Spritzgussmaschinen, die Motorenteile fertigen, oder Anlagen für Pharmazeutika-Primärverpackungen können bspw. auf Materialschwankungen reagieren und die Verarbeitung so anpassen, dass sich der Ausschuss verringert.
Smart Maintenance verbessert Langlebigkeit von Maschinen
Ein Ansatz, um Emissionen und Ressourcen zu sparen, ist, Produkte möglichst langlebig zu gestalten. Das beginnt schon bei den Maschinen, die sie fertigen. Eine datengestützte Wartung, in der mögliche Veränderungen von Maschinen simuliert und Schäden damit prognostiziert werden, kann den Wartungsprozess verbessern und damit die Lebensdauer der Maschinen verlängern. Funktionieren sie reibungslos, wirkt sich das wiederum positiv auf die konstante Qualität der produzierten Waren aus.
Intelligente Abfallsortierung
So viel auch an Abfall eingespart wird: Ein gewisser Anteil bleibt und muss entsorgt werden. Dabei ist nicht nur die umweltfreundliche Entsorgung an sich ein Aspekt. Auch der Sortierungsprozess lässt sich optimieren. Dabei kann KI in Recyclinganlagen helfen: Materialien werden exakter erfasst, die Sortierung wird präziser und mehr wertvolles recycelbares Material wird genutzt.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Circular Economy eine wichtige Triebfeder ist, um im Sinne der Umwelt und der Wirtschaft mehr Nachhaltigkeit zu schaffen. Wenn Sie sich zu diesem Thema austauschen möchten, sprechen Sie gerne mit unserem ESG Consultant Dr. Michael von Papen und seinen Kolleg:innen: Hier können Sie Kontakt mit ihnen aufnehmen.