Dr. Fischer über ChatGPT

„ChatGPT jenseits ChatGPT“ – Zur Nutzung von GenAI im Unternehmenskontext

Dr. Andrej Fischer sprach in seinem Vortrag im Rahmen der 15. Petersberger Gespräche über Fragen, Herausforderungen und Möglichkeiten, die riesige Sprachmodelle wie z. B. ChatGPT und Generative Künstliche Intelligenz im Gesamten für Wirtschaft und Unternehmen mit sich bringen.

Physiker, KI-Spezialist und Teil des Executive Managements der Comma Soft AG, Dr. Andrej Fischer, widmete sich der pragmatischen Seite von ChatGPT. Er begründete den Produktivitätsschub durch die generative KI dadurch, dass sie uns in die Lage versetzt, bei vielen Problemlösungen eine Haltung einzunehmen, die er „Armchair Criticism“ nennt. Gemeint ist damit das Kritisieren und Beurteilen von Lösungsideen in Situationen, wo deren Erzeugung für Menschen aufwändig ist. Dazu gehören der Entwurf eines „guten“ Textes, Bildes oder eines Musikstücks ebenso wie die Softwareentwicklung oder das Stellen von Diagnosen für komplexe Sachverhalte.

ChatGPT im Turbomodus

Da die Praxistauglichkeit der großen Sprachmodelle bei sehr spezifischen Aufgaben manchmal zu wünschen übriglässt, schilderte Fischer, wie sich die Konsistenz und Relevanz der Antworten verbessern lassen. Die bei Comma Soft bereits mit Kunden erprobte Methode ist die Retrieval Augmented Generation (RAG).

Es handelt sich dabei um eine semantische Abfrage von Daten in vorbereiteten, mit internem Wissen gefüllten Dokumentenbibliotheken. Der „Retrievalprozess läuft … vollkommen deterministisch und vollständig unter Kontrolle“. So kann „ich aussuchen, in welchen Bibliotheken gesucht wird, ich kann bestimmen, was darf der User mit seiner Rolle, mit seinen Rechten im Unternehmen überhaupt sehen und was nicht, und das füge ich dann dem Frage-Prompt als Kontext hinzu.“

Leistungsboost durch Plugins

Ferner kann die RAG-Methode sicherstellen, dass die Ergebnisse immer das aktuelle Unternehmenswissen nutzen: „Das Modell selbst kann bis Januar 2022 trainiert worden sein, die Dokumente können von gestern sein, beides ist komplett entkoppelt. Das heißt, ich kann hier sicherstellen, dass immer der aktuelle Kontext für meine Frage hinzukommt.“

Die Fähigkeit von Sprachmodellen als Boost für Problemlösungen wird weiter gesteigert durch sog. Plugins. Das sind Spezial-Werkzeuge, die via Sprachmodell zugänglich gemacht werden, ohne dass eine spezielle Tool-Syntax erlernt werden muss. In seinem Vortrag hat Fischer als Beispiele die Plugins für Wolfram Alpha und zur Ausführung von Python Code dargestellt. Damit wird das deterministische Wissen der Mathematik und der Naturwissenschaften flexibel nutzbar, und durch die Universalität von Programmiersprachen der Lösungsraum unendlich.

Fazit des Comma Soft Experten: „Was „ChatGPT schon sehr gut kann, ist … das gesammelte Wissen dieser Welt zugänglich zu machen. Allein das ist schon gigantisch. Meine These: Mit Plugins lässt sich dieser Fundus noch vergrößern. Erste LLM-Agenten lösen schon heute sehr selbstständig komplexe Softwareprobleme. Die Steigerung der Produktivität im Bereich Softwareentwicklung, Vorbereitung auf Kundentermine, Recherchearbeiten, Lösung von Problemen jedweder Art … ist phänomenal.“

Vortrag zu ChatGPT von Dr. Andrej Fischer bei den Petersberger Gesprächen

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Schon 1950 führte Alan Turings „Imitation Game“ natürliche Sprache als universelle Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine ein. Mit dem Beherrschen von menschlicher, natürlicher Sprache ist nun ein Meilenstein von KI erreicht, dessen ganze Tragweite wir heute nur langsam erahnen. Dabei ist der eigentliche Durchbruch nicht das Absolvieren des „Turing Tests“, dessen Eignung zur Identifikation einer künstlichen Person ohnehin zweifelhaft ist. Vielmehr bedeuten ChatGPT & Co das Durchbrechen von Mauern zwischen uns Menschen mit unserer Fähigkeit zur Innovation und Kreation und digitalen Expertensystemen.

Die Verknüpfung von Sprachmodellen (Large Language Models) mit Plugins, also bidirektionalen Übersetzungsmodulen für Systeme wie Wolfram Alpha oder Programmiersprachen wie Python, ermöglicht den einfachen Zugang zu mächtigen Werkzeugen, die bisher nur einer kleinen Elite von Spezialist:innen vorbehalten waren. Die Arbeitsweise und das Selbstverständnis von Wissenschaftler:innen, Softwareentwickler:innen und Data Scientists wird sich dadurch neu definieren (müssen). Auch für die Unternehmensführung bricht eine neue Ära an. Wie schon jetzt absehbar, werden mit entsprechenden Plugins für die Daten- und Wissenslandschaften von Unternehmen ganz neuartige Assistenzsysteme für operative und strategische Entscheidungsprozesse möglich. Assistenzsysteme, die Branchenexpertise und strategische Methodik mit den eigenen Unternehmensdaten kombinieren.

Wie lässt sich GenAI im Unternehmenskontext nutzen?

Dr. Andrej Fischer beantwortete im Anschluss an seinen Vortrag bei den Petersberger Gesprächen die Fragen von Journalist Ralph Hötte. Im Interview erfahren Sie, was es bei der Nutzung von Generativer KI im Unternehmenskontext bezüglich Timing, Voraussetzungen und Datenschutz zu beachten gilt und inwiefern KI unser Arbeitsleben produktiver und effizienter machen kann:

Interview mit Dr. Andrej Fischer bei den Petersberger Gesprächen

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